Grafik Kombination ModalX Deutschlandticket
Würde man die ModalX-App mit dem Deutschlandticket verbinden, könnte darüber eine nutzungsgenaue Abrechnung zwischen den einzelnen Verkehrsverbünden realisiert werden, da das ModalX-System weiß, wie viele Nutzer:innen in welchem Verkehrsverbund das Deutschlandticket in welchen Maß in Anspruch genommen haben. © sepp.med

sepp.med forscht mit „ModalX“ an der Mobilität der Zukunft

Unser Mitglied sepp.med erforscht im Projekt „ModalX“ einen Lösungsansatz, der zukünftig den Wechsel zwischen verschiedenen Verkehrsmitteln für die Nutzerinnen und Nutzer übersichtlich, zeitsparend, datensparsam und vor allem auch sicher gestalten soll. Dabei geht es sowohl um den ÖPNV als auch den Individualverkehr.

Wir haben mit Dr. Martin Beißer, Geschäftsbereichsleiter Forschung und Entwicklung bei sepp.med, gesprochen und uns die Ziele von „ModalX“ genauer erklären lassen.

ITS mobility: Herr Dr. Beißer, auf der Internetseite von sepp.med ist zu lesen, dass „im Projekt ‚ModalX‘ ein neuartiger und potenziell disruptiver Lösungsansatz für die intermodale Mobilität erforscht“ wird. Das klingt sehr wissenschaftlich. Welche Vorteile bringt „ModalX“ mir persönlich als Nutzerin oder Nutzer?

Dr. Martin Beißer: Zusammen mit unserem Partner, dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) – Institut für Kommunikation und Navigation in Oberpfaffenhofen, entwickeln wir ein Verfahren zur selbstständigen, interaktionsfreien Erkennung des genutzten Verkehrsmittels auf Basis der üblichen Sensorik eines Mobiltelefons. Das heißt, unser System ist in der Lage, zu erkennen, welches Transportmittel aktuell benutzt wird, ohne dass der Nutzer irgendwelche Angaben machen muss.

Ein denkbarer Use-Case für die Anwendung ist die Erfassung der ÖPNV-Nutzung eines Fahrgastes über verschiedene Verkehrsmittel – wie zum Beispiel Bus, Bahn, U-Bahn oder Fahrrad – hinweg. Die Daten werden anonym erfasst, können aber, wenn sie zum Beispiel für ein Abrechnungssystem genutzt werden sollen, in einem nachgelagerten Schritt dem Fahrgast zugeordnet werden. In anonymisierter Form sind diese Daten aber auch für viele Fragestellungen und Anwendungen im Verkehrsplanungsbereich äußerst wertvoll.

Der disruptive Ansatz dabei ist, dass die Erfassung und die Weitergabe der Daten vollständig interaktionsfrei stattfinden, natürlich nur dann, wenn dies einmalig erlaubt wurde. Ich muss also als Fahrgast nicht mehr angeben, dass ich jetzt eingestiegen und jetzt ausgestiegen bin – was zuweilen vergessen wird.

ITS mobility: Wer genau ist Ihre Zielgruppe und wer wird in Zukunft von „ModalX“ profitieren?

Dr. Martin Beißer: Wenn man an einen Einsatz im e-Ticket-Bereich denkt, sind natürlich die Verkehrsbetriebe sowie die Nutzerinnen und Nutzer des ÖPNVs die Zielgruppe. Die Verkehrsbetriebe, weil sie Aufwände in ihrer Infrastruktur reduzieren könnten und gleichzeitig aktuelle Daten über die Nutzung ihrer Fahrzeuge bekommen.

Wenn es gelingt unsere App in eine breite Anwendung zu bringen, sind eine weitere Zielgruppe sicherlich auch die Verkehrsplanerinnen und -planer der Städte, die eine sehr aktuelle und genaue Übersicht über die Verkehrsnutzung bekommen würden.

ITS mobility: Was denken Sie, wie lange es noch dauern wird, bis „ModalX“ den Sprung vom Forschungsprojekt in die reale Welt – und damit zur praktischen Nutzung – schafft?

Dr. Martin Beißer: Der Abschluss des Projektes ist Ende 2024 geplant. Dann wird die Datenerfassung mit der nötigen Zuverlässigkeit laufen. Wir werden aber schon früher – bis Ende 2023 – einen ersten Probelauf bei unserem Partner, der Stadtwerke München GmbH (SWM) – Resort Mobilität, durchführen. Wir suchen derzeit noch weitere Verkehrsbetriebe in anderen Städten, um zu untersuchen, ob und wie sich die Erkennungsgenauigkeit der Fahrzeuge in unterschiedlichen Städten unterscheidet. Da hier ein KI-Ansatz zum Einsatz kommt, werden wir noch untersuchen müssen, wie sich Trainingsdaten für unterschiedlich Städte erzeugen lassen. Diese Problematik wird uns in der restlichen Projektlaufzeit zum großen Teil beschäftigen.

ITS mobility: Vielen Dank für dieses informative Gespräch, Herr Dr. Beißer. Ich würde mich freuen, wenn wir uns Ende 2024 wieder sprechen und Sie uns dann über die Projektergebnisse zum Abschluss von „ModalX“ berichten.